KISS: You wanted the best - you got the best !
 

Lange haben die Fans in der ausverkauften Westfalenhalle zu Dortmund auf diesen Augenblick warten müssen: Kurz nach 21 Uhr Ortszeit an diesem denkwürdigen 1. Juni fällt der Vorhang zu einer wahrhaft bombastischen Show, die im Rahmen der „End Of The Road World Tour“ allem Anschein nach für KISS die „Final Tour Ever“ markiert und nach dem Abschlusskonzert im Oktober in Sacramento die Band in den wohlverdienten Ruhestand schicken könnte.

Aus der PA schallt die Ansage, ohne die keine KISS-Show gestartet werden kann: „All right, Dortmund. You wanted the best – you got the best. The hottest band in the world: KISS

KISS schweben in Dortmund ein

Während der Vorhang mit dem mächtigen KISS-Logo wie in Zeitlupe zu Boden fällt, zündet die Band in den ersten 30 Sekunden der Show mehr Pyros als manch eine Kleinstadt an Silvester. Neben Drummer Eric Singer aka „The Catman“, der in luftige Höhe auf seinem hydraulische Podest trommelnd die Szenerie überblickt, schweben Gene Simmons aka „The Demon“, Paul Stanley aka „The Starchild“, sowie Tommy Thayer aka „The Spaceman“ auf ihren oktogonalen Plattformen unter ohrenbetäubendem Jubel der Menge zu den Klängen des Mega Hits „Detroit Rock City“ auf die Bühne.

„Shout It Out Load“ und „Deuce“ sorgen im weiten Rund der Westfalenhalle für ausgelassenen Partystimmung und bilden den Auftakt eines Parforceritts durch die bewegte Geschichte der Band, die im kommenden Jahr ihr 50 – jähriges Bestehen feiern wird. Nach „War Machine“ und „Heaven´s On Fire“, folgt mit „I Love It Load“ ein weiteres Highlight der Show, in dessen Verlauf Gene Simmons Feuer spukt. Überhaupt ist die Show gespickt mit visuelle Hinguckern, die für sich genommen schon den Ticketpreis wert sind. „Say Yeah“ und „Cold Gin“ leiten in der Folge über zum Gitarrensolo, in dessen Verlauf Tommy Thayer tolle Kostproben seines Könnens gibt.

KISS in prächtiger Spiellaune

Überhaupt ist anzumerken, dass KISS an diesem Abend fantastisch aufgelegt sind und immer wieder den direkten Kontakt zu ihren Fans suchen, unter denen auch allerlei Konzertbesucher in den Kostümen ihrer Heroen zu sehen sind. „Lick It Up“, „Calling Dr. Love“ und „Tears Are Falling“ leiten über zu einer Kurzversion von „Psycho Circus“ und dem krachenden Schlagzeug-Solo des Catman, der hier im Alleingang die Halle zum Toben bringt, Gleiches gilt für Gene Simmons, der nach ein paar Soundschnipseln von „100.000 Years“ Zeit für ein ausladendes Bass-Solo hat. Doch auch Paul Stanley hat noch seinen großen Auftritt.

 „Love Gun“ mit Paul Stanley´s Flugshow

„Love Gun“ bildet den Rahmen seiner bereits legendären Flugshow, in der er an Drahtseilen mit seinen monströsen Boots nur knapp über den Köpfen der Menge schwebt. „I Was Made For Lovin´You“ und „Black Diamond“ bilden den Abschluss der regulären Show, der aber mit nicht enden wollendem Jubel der Fans um drei weitere Zugaben hinausgezögert wird. „Beth“, „Do You Love Me“ und das unverwüstliche „Rock´N´Roll All Nite“ beenden eine großartige Show der New Yorker, die sich zu den Klängen von „God Gave Rock´N´Roll To You“ die Ovationen der Dortmunder Fans abholen.

FAZIT: KISS liefern in der Dortmunder Westfalenhalle eine Rockshow wie von einem anderen Stern, die keine Wünsche offen lässt. Simmons, Stanley, Thayer und Singer unterstreichen ihre Ausnahmestellung und setzen erneut Maßstäbe wenn es darum geht, eine perfekte Show abzuliefern. Dass sich die Band eigentlich bereits 2019 von den deutschen Fans verabschiedet hatte, sei hier nur als Randnotiz erwähnt, denn die durch den globalen Showstopper COVID-19 erzwungene Pause gab der amerikanischen Hardrock Institution KISS die Gelegenheit, die Termine der Tour neu zu planen und so einige zusätzliche Städte in den Tourplan einzubauen, die sonst wohl nicht mehr bespielt worden wären.

Zudem nährte Gene Simmons in einem dpa-Interview die Hoffnung der Fans auf eine weitere Verlängerung der Abschiedsrunde als er erklärte „vielleicht noch ein Jahr“ auf Tour zu sein, aber „nur solange wir noch gut sind“. Das ist mit Blick auf diese denkwürdige Dortmunder Nacht schlicht untertrieben, denn KISS sind immer noch „the hottest band in the world“.